BVDW SEO-Fachkräftezertifikat: Erfahrung, Kritik und Fazit

Seit einiger Zeit bietet der Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V. (BVDW) das SEO-Fachkräftezertifikat an. Es soll sich an Berufseinsteiger mit 1-2 Jahren Berufserfahrung im Bereich SEO richten. Was ist dran am Zertifikat? Wir haben den Test gemacht! Zunächst schauen wir uns unser Testobjekt mal ein wenig genauer an:

Die Key-Facts:

  • Der Bundesverband Digitale Wirtschaft e.v. ist Herausgeber des Zertifikats.
  • Die Fragen wurden von der BVDW-Fokusgruppe Search zusammengestellt. Mitglieder sind unter Anderem Jens Fauldrath, Martin Witte und Julian Dzicki.
  • Die Teilnahme kostet 199€ für nicht-Mitglieder und 149€ für Mitglieder des BVDW.
  • Laut FAQ des BVDW soll das Zertifikat „professionelles Know-how auf dem Niveau eines erfolgreich abgeschlossenen Traineeships“ bescheinigen.
  • Neben dem Fachkräfte-Zertifikat bietet die Fokusgruppe Search auch Zertifizierungen von SEO- und SEA-Agenturen an

Der Test:

Proband für unseren Test ist Trainee Johannes (26, Name geändert), der vor drei Wochen mit seinem SEO-Traineeship angefangen hat. Vorwissen über technisches SEO hatte er keins. Als Digital-Native hatte er zwar schon ein Gefühl dafür, wie eine SERP aussehen kann und wie man erfolgreich bei Google sucht, praktische SEO-Erfahrung hat er aber noch keine. Um sich auf die Zertifikatsprüfung vorzubereiten hatte er 14 Tage Zeit.

SEO-Radio: Johannes, wie hast du dich auf die Prüfung vorbereitet?

Johannes: Ich bin die Begriffe im Leitfaden des BVDW einzeln durchgegangen und habe anhand von Google die Definitionen aufgeschrieben. Im Prinzip war das wie Vokabeln lernen. Außerdem habe ich mir gängige Tools, wie zum Beispiel die Google Search Console angeschaut um einen Überblick zu kriegen.

SEO-Radio: Wie lange hast du gebraucht um die Begriffe durchzuarbeiten?

Johannes: Ich habe im Verlauf gemerkt, dass sich einige Sachen doppeln oder zumindest mehrfach durch Überbegriffe abgedeckt sind. Von den Insgesamt 186 Begriffen habe ich also manche überspringen können. Am Ende habe ich ca. fünf bis sechs volle Tage gebraucht, um mir meine Kärtchen zu schreiben und habe dann auch die Prüfung abgelegt.

SEO-Radio: Hast du die Prüfung bestanden?

Johannes: Im ersten versuch habe ich 74% erreicht, bin also relativ knapp durchgefallen. Das lag aber vermutlich auch daran, dass ich mir für die ersten Fragen zu wenig Zeit gelassen hatte. Ich dachte erst die Zeit wird knapp, aber am Ende war ich 20 Minuten früher fertig. Allerdings kann man zu bereits beantworteten Fragen nicht mehr zurückspringen. Das war mein Problem. Bestanden habe ich dann im zweiten Anlauf, ein oder zwei Stunden nach meinem ersten Versuch.

SEO-Radio: Hast du das Zertifikat erhalten?

Johannes: Ja, nach dem Bestehen der Prüfung habe ich automatisch eine e-Mail mit dem Zertifikat als PDF erhalten. Ich muss gestehen, ich war ein wenig enttäuscht. Für 199€ hätte ich mir ein hochwertiger gestaltetes Zertifikat gewünscht. Auf Papier ausgedruckt gibt es sich ein wenig schmucklos.

SEO-Radio: Und hast du das Gefühl, das Zertifikat hat dir was gebracht?

Johannes: Die Vorbereitung auf das Zertifikat hat mir geholfen, einen Überblick im Dschungel der SEO-Begriffe zu bekommen. Viele technische Begriffe hatte ich vorher noch nie gehört. Da weiß ich jetzt zumindest, nach was ich suchen muss. Allerdings habe ich ja nach wie vor noch wenig praktische Erfahrung. Aber ich denke als theoretischer Einstieg ist das keine schlechte Sache.

SEO-Radio: Danke für das Interview und noch eine erfolgreiche Ausbildung!

Johannes: Dankeschön, gern geschehen.

Das Fazit

Unser Test hat gezeigt, dass das BVDW SEO-Fachkräftezertifikat dazu geeignet ist, SEO-Begriffe theoretisch kompakt zu vermitteln. Die Inhalte bilden eine gute theoretische Basis, mit der praktisch weiter trainiert werden kann. Ohne eben dieses praktische üben wird sich das gelernte aber nicht auf Anhieb umsetzen lassen. Anstatt zum Abschluss eines Traineeships, sollte diese Prüfung eher am Anfang einer SEO-Ausbildung absolviert werden.

Aus Arbeitgebersicht bietet das Zertifikat also keine Garantie dafür, dass bei den SEO-zertifizierten Bewerbern auch praktisches SEO-know-how vohanden ist. Das sollte man durch andere Referenzen absichern.

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